Heilendes Wasser in zwei Formen
Vorschaubild Heilendes Wasser in zwei Formen
Seit mehr als 6000 Jahren ist dieses Fleckchen Erde bereits bewohnt. Kelten, Slawen und Germanen sowie Thuringi (keltisch-germanischer Stamm - heute Thüringer) siedelten hier. Zeugen aus dieser Zeit sind bei Bauarbeiten gemachte Funde sowie eine im Osten unserer Stadt künstlich aufgeschüttete Erhebung - der "Österberg". Hier handelt es sich um einen ungeöffneten Grabhügel germanischen Ursprungs. Der Name "Österberg" ist abgeleitet vom Namen der germanischen Göttin Ostara, der Göttin der Fruchtbarkeit, des Ackerbaues und des Frühlings. Zum Frühlingsanfang opferten unsere Vorfahren der Göttin und zündeten Freudenfeuer an.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Tennstedt unter dem Namen Dannistath im Jahr 775 in einer Schenkungsurkunde Karls des Großen an das Kloster Hersfeld. 877 vermachte Ludwig III. seinen Besitz in den "villis Tennisteti" dem Kloster Gandersheim. "Villis" bezieht sich hier auf einen unbefestigten Ort, ein Dorf oder einen Flecken, in welchem die verschiedensten Grundeigentümer - zumeist Klöster - Besitzungen hatten. In diese Zeit könnte die Gründung des Marktfleckens Tennisteti fallen, da der Ort im slawischen Grenzgebiet lag und guten Handel mit seinen angrenzenden Nachbarn betrieb. Bei der Anlage des Marktes handelt es sich um eine gut durchdachte Planung. Dieses beweist der großzügig und in Dreiecksform angelegte Marktplatz, welcher die gleiche Form aufweist wie der Anger in Erfurt oder die Altstadt von Arnstadt. 1130 gelangte Tennstedt unter die Verwaltung der Thüringer Landgrafen. Wann genau Tennstedt das Stadtrecht erhielt, ist unbekannt. In einem Lehensrevers (schriftliche Empfangsbestätigung) wird Tennstedt im Jahr 1340 als "Haus und Stadt" erwähnt. Tennstedt ist somit das älteste Gemeinwesen im Unstrut-Hainich-Kreis.
Im Mittelalter kreuzten sich in Tennstedt zwei bedeutende Thüringer Handelsstraßen. Zum einen die alte "Salzstraße", die vom Erfurter Salzmarkt durch die Andreasstraße über Walschleben, Herbsleben, Tennstedt, Greußen und Frankenhausen nach Magdeburg führte. Zum anderen die alte "Landgrafenstraße". Diese kam von Eisenach über Langensalza, Thamsbrück, Kleinurleben und Wenigentennstedt nach Tennstedt und führte über Ganglöffsömmern, Schilfa und Weißensee nach Freyburg- Die Karstquellen im Naturschutzgebiet
Bad Tennstedt liegt am Rande des Schlotheimer Grabenbruches. Dieses führt dazu, dass nicht nur Oberflächenwasser in Richtung Bad Tennstedt fließen, sondern auch unterirdische Wasser. Aus Richtung Harz kommend durchfließt das Grundwasser Muschelkalkschichten und neben lehmig-tonigen Sedimenten des unteren Keuper auch gipshaltige Schichten. Das Wasser wäscht die Muschelkalk- und Gipsschichten aus, bevor es als Quelle zu Tage tritt. Alle drei Hauptquellen im Gebiet der Bruchwiesen sind somit Erdfallquellen. Ihre Entstehung hängt mit der Auslaugung von Gips- bzw. Kalkstein im Untergrund zusammen. In Folge dessen weisen die Wasser der drei Hauptquellen der Stadt Bad Tennstedt - Bruchteich, Kleines und Großes Gläserloch sowie das Kutscherloch - einen sehr hohen Härtegrad auf. In den Quelltrichtern der Gläserlöcher und des Bruchteiches sorgen die ausgewaschenen Mineralien für ein einzigartiges Farbenspiel. Durch den geringen Nährstoffgehalt des Quellwassers bleibt das Wasser sehr klar und sauber. Die im Wasser gelösten Mineralien lassen auch in kältesten Wintern das Wasser nicht gefrieren.
Quelltrichter des Kleinen Gläserlochs
Im Zentrum von Bad Tennstedt entspringen mehrere Schwefelquellen. In Verbindung mit Mikrobakterien bildet sich im Grundwasser, welches hier Torfschichten durchströmt, Schwefelwasserstoff. Die Hauptquelle der Stadt ist im heutigen Kurpark von Bad Tennstedt zu finden und trägt den bezeichnenden Namen "Stinkender Molch". Eine Untersuchung aus dem Jahr 1991 ergab, dass die Schwefelquelle mit einem Gesamtgehalt von 21,3 mg Schwefelwasserstoff eine der stärksten Schwefelquellen der Bundesrepublik Deutschland ist. Das Wasser enthält weiterhin Spuren von Eisen und Mangan und einen hohen Anteil an Hydrogencarbonat. Seit Entdeckung der Schwefelquelle im Jahr 1811 wurde bis zum Jahr 1990 das heilsame Wasser der Schwefelquelle ausschließlich nur von Privat- und Kurpatienten genutzt. Im Rahmen einer Reha-Maßnahme sowie des damit verbundenen Krankenhausaufenthaltes wird momentan das Wasser des "Stinkenden Molchs" den Patienten der MEDIAN-Klinik zur Verfügung gestellt.
Tret- und Armbecken
mit Wasser aus der Schwefelquelle
Die Nutzung unserer heilenden Wasser zu balneologischen Zwecken
Die Balneologie oder auch Bäderkunde beschäftigt sich mit der therapeutischen Behandlungsform von Wasser aus Heilquellen mit einem höheren Gehalt von Mineralstoffverbindungen, die zur Bildung von Kohlendioxid, Kohlensäure oder Schwefelwasserstoff im Wasser führen.
Eine Beurteilung der Mineralstoffquellen im Bereich unserer Stadt vom 2.10.1991, durchgeführt vom Laboratorium für Wasseruntersuchung Hannover, ergab Folgendes:
"Die Heilquellen entspringen den Hohlräumen des mittleren Muschelkalkes, die durch Auslaugung entstanden sind. Die Quellen sind mehr oder weniger stark mineralisiert. Die Mineralisation beträgt zwischen 1.200 mg/l und 2.000 mg/l. Es handelt sich vom Typ her um Calcium-Sulfat-Quellen.......
...Dies ist eine wertvolle Schwefelquelle, die sich auch aufgrund des hohen Calcium-Sulfat-Gehaltes sehr gut zur balneologischen Anwendung eignet. Die Quellen bieten sich zur Behandlung des Bewegungsapparates (auch bei Rheuma) sowie von Hautkrankheiten (z.B. Psoriasis) an.
Bei den Kraterquellen Gläserloch und Bruchteich handelt es sich um Calcium-Sulfat-Wasser ohne Schwefelwasserstoff......Diese Wasser stellen eine gute Ergänzung zur Therapie mit Schwefelquellen dar.....
...Zusammenfassend kann man sagen, das beide Quellentypen in Bad Tennstedt wirksame Therapeutika für eine balneologische Behandlung darstellen."
Mit dem Bau von Wassertretbecken basierend auf den Lehren des Naturheilkundlers Sebastian Kneipp im Kurpark unserer Stadt werden der einheimischen Bevölkerung sowie unseren Gästen beide Wasserformen kostenlos zur Verfügung gestellt. Anzumerken ist, dass das mit Schwefelwasser gefüllte Wassertretbecken nur saisonbedingt nutzbar ist, während das Wassertretbecken mit dem mineralstoffhaltigen Wasser aus dem Bruchteich ganzjährig zur Verfügung steht.